aus dem Schwarzwälder Boten (online) vom  

von Angela Baum 

Seit 150 Jahren gibt es das Hermann-Hesse-Gymnasium (HHG). Das wurde groß gefeiert. Zum Festakt, der den Jubiläumsnachmittag eröffnete, kam auch Staatssekretär Thomas Blenke als Vertreter des Landtags Baden-Württemberg.

Viel hatten sich die Schülerinnen und Schüler für ihr Schuljubiläum einfallen lassen. So hatten sie etwa ein rahmendes Theaterstück einstudiert, bei dem heutige Schüler des HHG auf Hermann Hesse stoßen, als sie mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit reisen. Marius Bölling gab überzeugend den jungen Hermann Hesse – mit Strohhut und runder Brille. In weiteren Rollen konnten die Zuschauer Mara Schütz, Romy Reutter, Lara Fleck und Schulleiter Markus Köcher erleben. In seinem Grußwort erklärte Schulleiter Köcher, dass man heuer sogar ein Doppeljubiläum feiere – 150 Jahre HHG und 100 Jahre Schulgebäude.

Schüler kommen aus mehr als 40 Ortschaften 

„Wir sind mit unserer Schule ein eher kleines Gymnasium, aber unsere Schüler kommen aus über 40 Ortschaften, auch aus kleinsten Ortschaften im Schwarzwald“, stellte Köcher die Schule vor. Aus vier Landkreisen kommen jeden Morgen die Schüler ans HHG. Die Lehrer wiederum kämen wegen den interessierten und aufgeschlossenen Schülern an die Schule. „Wir haben hochmotivierte Lehrer, die enorm engagiert sind. Ich bin froh, auch mit den Eltern engen Kontakt zu haben“, so der Schulleiter.

Das umfangreiche und tolle Programm des Schulfestes bilde die lebendige und engagierte Schulgemeinschaft ab. Markus Köcher skizzierte laufende Projekte der Schule – sehr bedeutsam sei etwa die Digitalisierung. Die Schule verfüge mittlerweile über moderne Monitortafeln, und die Lehrer bereiteten ihren Unterricht in der Cloud vor – um dies umzusetzen, sei viel Arbeit notwendig gewesen. Und auch Geld, rund 400 000 Euro habe man in der jüngeren Vergangenheit darin investiert. Auch seinen größten Wunsch äußerte der Schulleiter: So warte das HHG immer noch auf die Sanierung des letzten alten Gebäudeteils. 

Schule solle Schüler auf Zukunft vorbereiten

Schule sei die „Brutstätte der Gesellschaft“ und hier Veränderungen ausgesetzt. Motorische Fähigkeiten nähmen bei Schülern immer mehr ab – und künstliche Intelligenz übernehme Aufgaben. „Es gibt viele Veränderungsprozesse.“ Aufgabe der Schule sei es aber, Schüler auf ihre Zukunft vorzubereiten. Medienbildung der Schüler zu stärken sei richtig, „und wir sind auch bereit für G9 und die Rückkehr zu G9.“ Dies entlaste die Schule.

Foto Thiess, Blanke, Kling, Köcher

Staatssekretär Thomas Blenke begrüßte die große Schulgemeinschaft und überbrachte Grüße der Landesregierung und des Kultusministeriums. Er betonte, es sei für ihn eine Freude, aber auch eine Herausforderung, nun dort zu stehen. Er sei selbst Schüler des HHG gewesen – und die Schule stehe heute besser da als noch zu seiner Zeit in den 1970er-Jahren. „Da war der Chemiesaal noch oben unterm Dach, und es gab keinen zweiten Fluchtweg.“ 

Probleme von Schülern müssen beachtet werden

Doch gingen die Wurzeln noch weiter zurück – auch Hermann Hesse war 1886 bis 1889 hier Schüler. Heute wehe am HHG ein offener und liberaler Geist. Schule werde heute als Ort des Lebens und Arbeitens gestaltet und sei wichtiger Lernort. „Junge Leute verbringen den Großteil ihrer Zeit an der Schule.“ Wichtig sei es, dass sie lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Es gebe aber auch den Anspruch, „sich als Schule nach außen zu öffnen.“ 

Calws Oberbürgermeister Florian Kling gratulierte im Namen der Stadt und des Gemeinderates zum runden Jubiläum, und er sagte: „Kritik an Bildung begleitet die Menschheit, seit es Schulen und Schüler gibt.“ Eine Schülerin habe mal gesagt, sie habe Ahnung von Gedichtanalyse, aber keinen blassen Schimmer von Steuern, Mieten und Ähnlichem. „Wir müssen aber von unserem hohen Ross runtersteigen und Schüler leistungsfähig und resilienter machen als früher.“

Angesichts von Kriegen in Europa und Klimakrisen gingen Schüler auf die Straße und würden zeigen, dass man die Welt, die man ihnen hinterlässt „erst einmal aufräumen muss.“ Schule sei zwar ein schützender Mikrokosmos – doch man müsse Schüler und ihre Probleme und Themen ernst nehmen. 

Im Anschluss an den Festakt wurde mit einem großen Schulfest das Doppeljubiläum gebührend gefeiert. So gab es etwa eine abenteuerliche Reise in die Welt der Archäologie, es gab Wissenschaftsgeschichte hautnah und auch allerlei Mitmachaktionen.

Fotos: Angela Baum/Schwarzwälder Bote

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