Calw. Wenn neben vielen Musikfreunden Eltern, Großeltern und in großer Zahl Kinder sowie Jugendliche mit Instrumentenkoffern Richtung Stadtkirche strömen, ist in Calw ein Konzert der musizierenden Jugend angesagt.
So geschehen mit dem Orchesterkonzert der Kooperation aus Musikschule Calw und Hermann Hesse Gymnasium. In der Kreisstadt wird besonders viel und gern musiziert. Dies ist Ergebnis der über viele Jahre gewachsenen Struktur aus instrumentaler und vokaler Ausbildung an der Musikschule, dem Musikschwerpunkt am Hermann Hesse Gymnasium (HHG) und den Schulchören und -orchestern. Beide Schienen führen seit einigen Jahren ihre Stärken in Kooperationsorchestern zusammen.
Was nun das Publikum in der Stadtkirche zu hören bekam, belegt unzweifelhaft einen Claim der Musikschule: „Man geht klein rein und kommt groß raus“. Noch klein sind die sechs- bis neunjährigen Streicher, die Eva Maria König im Nachwuchsorchester „Ponticello“ ausbildet. Mit dem australischen Kinder-Kanon „Kookaburra“ und dem „Olga square dance“ ließen sie jedoch schon erkennen, dass sie auf dem Weg Richtung Größerem sind.
„Rondo Chalewa“ (Leitung Eva Maria König von der Musikschule und Sabine Rikker, Musiklehrerin am HHG) zeigten mit einer „Gavotte“, dem „Magic carpet ride“ und der Ouvertüre zu Mozarts Oper „Entführung aus dem Serail“ ihren schon fortgeschrittenen Ausbildungsstand. Das Jugendorchester unter der Leitung von David Raiser (Musikschule) und Claudia Rink (HHG) meisterte ein „Orchesterquartett“ souverän ebenso wie das Konzert für Viola und Orchester von Georg Philipp Telemann, bei dem Lukas Plappert für sein Solo sehr viel Applaus auch von seinen Schulkameraden bekam.
Die Junge Philharmonie Calw steht dann schon für das „Groß rauskommen“. Sie führte sich ins Konzert ein mit Händels „Concerto a due Cori VII“, bei dem die Streicher unten im Kirchenraum und die Blech- und die Holzbläser jeweils auf einer Empore musizierten. Die rund 50 jungen Musikerinnen und Musiker unter der abwechselnden Leitung von David Raiser (Musikschule) und Philipp Ratz (HHG) begeisterten ihr Publikum mit dem „Konzert für Violine und Orchester in g-Moll“ von Max Bruch. Violin-Solistin Jessica Fezer erntete für ihr reines und feinfühlig moduliertes Spiel Bravo-Rufe aus dem Publikum.
Der Höhepunkt des Konzerts und ein musikalischer Hochgenuß war Franz Schuberts Sinfonie in h-Moll , auch als die „Unvollendete“ bekannt, da sie nur aus zwei Sätzen besteht. Mit diesen zwei Sätzen präsentierten die Jugendlichen die Früchte ihres mit Engagement und viel Freude praktizierten regelmäßigen, intensiven orchestralen Zusammenspiels. Für Schuberts Kompositionen sind die Melodie und die Klangfarbe charakteristische Merkmale. Willig folgten die jungen Musiker ihren sich abwechselnden Dirigenten und boten ihrem Publikum ein feines, ein besonderes Klangerlebnis, das eben diese Charakteristika sehr ansprechend zu Tage förderte.
Nach „Pomp and Circumstance“, der gemeinsamen Zugabe aller an die 100 Musizierenden gab es anhaltenden anerkennenden Applaus aus dem vollbesetzten Kirchenschiff.
Von Jeanette Tröger