Calw-Wimberg. „Quartierspflege“ ist das Schlüsselwort für die Zukunftskonzeption bei Pflege im Alter. Ursprünglich aus einem italienischen Dörfchen kommend, steckt sie in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Doch drei Schülerinnen des Hermann-Hesse-Gymnasiums HHG haben diese Betreuungsform entdeckt und kreierten ein Konzept für die „neue Welt“.
„Das Erarbeiten und neu Entwickeln des Konzeptplans der Quartierspflege für den Wimberg brachte neue Erkenntnisse, erforderte Kreativität und war die Möglichkeit, selbst etwas zu entwerfen“, stellten Elisa Kuppetz, Annika Kleiner und Hanna Pfrommer in ihrer Reflexion fest. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass die Quartierspflege das Zukunftsmodell sei, integriere es doch alle Generationen. Sowohl städtebaulich, hinsichtlich einer barrierefreien Infrastruktur als auch bei kulturellen Angeboten sind dabei Kommune und nachbarschaftliches Engagement gefragt. In einem Businessplan machen die Schülerinnen konkrete Vorschläge für die Umsetzung und vergessen dabei auch Details wie Aufenthaltsqualität oder den über Funk erreichbaren Lieferservice nicht.
Wie berichtet, hatten sie dafür zunächst eine Umfrage für die Stadtteile Wimberg und Alzenberg durchgeführt. Im Rahmen des Seminarkurses Menschenwürde/Wirtschaft erarbeiteten sie für das Haus auf dem Wimberg das Projekt. „Wir waren überrascht von der Teilnahme und hätten eher mit der Hälfte gerechnet“, resümierten die Gymnasiastinnen hinsichtlich der Beteiligung von 191 Befragten. Das sind 9,4 Prozent der insgesamt 2022 Einwohner beider Stadtteile im Alter von 35 bis über 90 Jahren. Schon während der Umfrage stellten sie fest, dass sie die richtige Fragestellung erwischt haben.
Demnach war vor allem die Erkundung, wo jeder alt werden möchte, von zentraler Bedeutung. „Die meisten wollen daheim bleiben und so wenig wie möglich, ihr vertrautes Umfeld aufgeben“, zogen die Schülerinnen ihr Fazit. Parallel dazu machten sie aber auch die Erfahrung, dass vor allem Personen um die 50 Jahre sich nicht mit der Thematik beschäftigen, erstaunlich gerne den Antworten auswichen oder einfach weiter gingen.
„Es war eine große Herausforderung, aber man kam automatisch dazu, sich auch selbst Gedanken zu machen“, fasste Elisa Kuppetz zusammen, konnte sich das Trio doch anfangs nicht mit dem Thema identifizieren. Nicht nur sie entwickelte Empathie mit den Senioren. „Im Alter müssen die Menschen sowieso schon viel aufgeben, da muss es nicht unbedingt noch ein Neuanfang sein“, konnte Annika Kleiner die Stellungnahmen nachvollziehen. Hanna Pfrommer misst in diesem Zusammenhang dem direkten Umfeld und der Familie eine hohe Bedeutung zu.
Diese Kriterien sind maßgeblich für die Quartierspflege, der die Schülerinnen für die Gestaltung des Lebensabends nur positive Aspekte abgewinnen. „Besonders die generationsübergreifende Gemeinschaft soll gestärkt werden, um dadurch dem demografischen Wandel entgegen zu wirken“, so die Prognose.
Von Steffi Stocker