Satie VorberichtCalw. In der Nacht von Freitag, 7., auf Samstag, 8. Oktober, sind die Pianisten am Hermann Hesse-Gymnasium (HHG) gefordert. Gemeinsam mit ihrem Musiklehrer Werner Gann haben sie sich intensiv vorbereitet, um ein außergewöhnliches Werk aufzuführen, die „Vexations“ von Erik Satie.

Das Klavierstück „Vexations“ gilt als längstes Musikwerk der Geschichte. Je nach Deutung der Interpretationsanweisung dauert eine Aufführung 14 oder 28 Stunden. Dabei besteht das Stück aus nur drei Notenzeilen, die noch dazu dasselbe Thema variieren. Laut Angaben spielt der Interpret abwechselnd das Bassthema allein und daraufhin eine der beiden Variationen, die einen doppelten Kontrapunkt zum weiterhin im Bass gespielten Thema bilden.

Die Dauer kommt durch Saties Anweisung zustande, das ABAC-Muster 840 mal zu wiederholen und das Stück in sehr langsamem Tempo („trés lent“) zu spielen. Das Stück kam 1949 durch Henri Sau­guet, einen Freund Saties, aus der Vergessenheit in die Hände von John Cage, der es zuerst für ein interessantes Konzept, jedoch unaufführbar hielt. 1963 organisierte Cage dann in New York die erste vollständige Aufführung.

Die Deutungen des radikalen Werks gehen weit auseinander. Manche halten es für Saties größten und zugleich erfolgreichsten Bluff oder Unsinn. Andere interpretieren es als ersten Vorläufer der Zwölftonmusik Schönbergs, beziehungsweise der seriellen Musik der 1950er-Jahre, die alle zwölf Töne der Skala gleichwertig behandeln und nach strikten Schemata verwenden. Wieder andere sehen „Vexations“ als einen Versuch, Langeweile künstlerisch produktiv zu nutzen, als Spiel mit endlosen Wiederholungen, dessen Gleichförmigkeit schon der Stille nahekommt. Die Nähe zu Stille und Unbeweglichkeit sind in Erik Satie Spielanweisung zu finden: „Pour se jouer 840 fois de suite ce motif, il sera bon de se préparer au préalable, et dans le plus grand silence, par des immobilités sérieuses.“ John Cage ging daher so weit, Saties Anmerung zu „Vexations“ im Geist des Zen-Buddhismus als Anleitung zu musikalischer Meditation zu verstehen.

Obwohl das Werk im 19. Jahrhundert entstanden ist, wurde es im Jahr 1963 erstmals von einem Pianisten-Team um John Cage aufgeführt. Man darf gespannt sein, wie das HHG-Pianisten-Team diese Herausforderung meistern wird. Das Konzert im Forum am Schießberg beginnt am Freitag, 7. Oktober, um 18 Uhr und endet am Samstagmittag. Die Zuhörer können die Aufführung jederzeit verlassen – und selbstverständlich auch später wieder kommen, ganz nach Belieben.

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