Calw. Ein Krankenhaus ist der Ort, den man aufsucht oder aufsuchen muss, wenn man wieder gesund werden will. Für den einen oder die andere ist es auch die letzte Station des Lebensweges, wenn keine Heilung mehr möglich ist. Das Calwer Krankenhaus darüber hinaus auch als Ort der Begegnung zwischen Patienten, ihren Besuchern und den Mitarbeitern im Pflegedienst wahrnehmbar zu machen, das hat sich der Förderverein „ganz nah“ als Aufgabe gestellt. Die Vereinsverantwortlichen um den Vorsitzenden Ewald Prokein wollen das durch vielfältiges Engagement ermöglichen und fördern.
Zum Beispiel auch durch Ausstellungen. „Gemischte Gefühle“ lautet der Titel derjenigen, die jetzt im Rahmen einer Vernissage im Gemeinschaftsraum eröffnet wurde. Vor den Sommerferien hatte der Verein Kontakt zu den Kunstlehrern der Calwer Gymnasien aufgenommen und offene Ohren für den Wunsch gefunden, mit Werken von Schülern aus dem jeweiligen Kunstunterricht eine Ausstellung zusammenzustellen.
Georg Stratil vom Maria von Linden-Gymnasium und Steffen Folter vom Hermann-Hess-Gymnasium haben mit ihren Schülern Exponate in ganz verschiedenen Techniken ausgewählt, die in einem Gang der Aufenthaltsebene bis zum 31. Dezember präsentiert werden. Collagen zum Thema „Vergänglichkeit“ sind zu sehen, abstrakte Kreidezeichnungen oder figürliche Bleistiftarbeiten, Comicgeschichten, Vierfarblinolschnitte und Arbeiten, die mittels Dekalkomanie, einer Farbabklatschtechnik, entstanden sind.
Spannung erhält die Ausstellung durch das blockweise Aufhängen der Exponate entweder zu einem Thema oder die Gegenüberstellung von verschiedenen Arbeiten in einer bestimmten Technik. So wird die Sichtweise der Schüler von der fünften Klasse bis zu den Abiturienten auf eine Thematik, wie zum Beispiel bei den Comicgeschichten, deutlich, oder auch die kreative sowie vielfältige Nutzung einer bestimmten Technik wie bei den Collagen.
Und so nahm das Motto „Gemischte Gefühle“ Gestalt an, denn in alle Ausstellungsstücke sind die persönlichen Gefühle des jeweiligen Künstlers eingeflossen. Speziell für diese Ausstellung hat Lehrer Forster mit seinen Schülern die Cyanotypie ausprobiert. Hier wird Papier mit UV-Licht-empfindlicher Lösung präpariert.
Dann werden Gegenstände auf dem Papier drapiert und das Ganze dem Sonnenlicht ausgesetzt. Im letzten Schritt wird das Papier gewässert und ausgewaschen und zum Schluss bleibt, ähnlich dem Prozess bei der Entwicklung von Fotos, ein weißes Abbild der Gegenstände auf cyanblauem Papier zurück. Diese Arbeiten werden im Krankenhaus auf Leuchtkästen präsentiert und bekommen dadurch eine ganz besondere Strahlkraft.
Insgesamt werden 110 Bilder präsentiert und die Kunstlehrer freuen sich schon auf weitere Ausstellungsmöglichkeiten. „Farbe in einem manchmal farblosen Krankenhaus tut gut!“, freute sich Direktor Salvatore Brighina. Oberbürgermeister Ralf Eggert fand neben anderen Anlässen für gemischte Gefühle den Widerstreit zwischen ethisch-moralischem Anspruch und technisch Machbarem in der Medizin als nicht immer zu lösenden Zwiespalt.
Von Jeanette Tröger