Die Nachricht, dass es mit „Erasmus+“ klappt, hat Jürgen Stolle mitten im Urlaub erhalten. Da war es für das Mitglied der Schulleitung am Hermann Hesse-Gymnasium (HHG) mit der völligen Erholung vorbei. Auch wenn es das erste Lehrer-Treffen im Zusammenhang mit „Erasmus+“ erst im Oktober gibt. Und noch viel mehr Wasser die Nagold hinunterfließen wird, bis sich im Januar beim ersten von vier vorgesehenen Zusammenkünften in Calw Vertreter der sechs beteiligten Schulen aus Polen, der Slowakei, Spanien, der Türkei, Griechenland und eben vom HHG begegnen, um sich Gedanken darüber zu machen, wie man Unternehmer werden kann: Da kann jetzt schon im Vorfeld einiges organisiert werden. Jürgen Stolle, der am Innenstadt-Gymnasium für den Bereich Berufs- und Studienorientierung zuständig ist, hat sich gleich darangemacht.
„Erasmus+“ – das ist das Programm für Bildung, Jugend und Sport der Europäischen Union. Hier werden die bisherigen EU-Programme für lebenslanges Lernen, Jugend und Sport sowie die europäischen Kooperationsprogramme im Hochschulbereich zusammengefasst.
Auf das HHG waren die Schulen aus Polen, der Slowakei, Spanien, der Türkei, die bisher schon zusammengearbeitet haben, über ein Informationsportal gestoßen, in dem sich das Calwer Gymnasium als „unternehmerfreundlich“ präsentiert: drei Schülerunternehmen gibt es. Die Erfahrungen daraus können jetzt bei „Erasmus+“ einfließen. Jürgen Stolle freut sich schon auf die internationale Zusammenarbeit. Praxisorientiertes Lernen hat sich das HHG ohnehin schon seit langem auf die Fahnen geschrieben. Mit „BoriS“ – Berufsorientierungssiegel – steht dafür ein weiteres Projekt. Das Gymnasium hat noch kurz vor dem vergangenen Schuljahresende die Rezertifizierung erfolgreich durchlaufen. Und wurde dabei von den Auditoren, die sich an der Schule deswegen umgesehen haben, teilweise besser beurteilt, als man das selbst getan hat. Bei „BoriS“ geht es darum, nicht nur Lehrstoff und Wissen zu vermitteln. Die Schüler sollen auch auf das spätere Leben vorbereitet werden, indem ihnen mögliche Berufsfelder aufgezeigt werden. Das geschieht zum Beispiel über die Schüleringenieur-Akademie (Klasse 10), über die es auch ganz konkret Einblicke in Unternehmen gibt. Dass so auch Unternehmen Nachwuchskräfte zugeführt werden können, ist ein Nebenaspekt, der gerne in Kauf genommen wird. Beim „JobLab“ (Klasse 9). wird anhand von Stärken sowie Neigung aufgezeigt, welche Berufsfelder in Frage kommen. Nicht zu vergessen die Sozialpraktika (Klasse 8), über die ganz konkret Aufgaben wie zum Beispiel die Organisation und Durchführung einer Veranstaltung erfüllt werden müssen. Insgesamt kommt es bei „BoriS“ auf Praxiserfahrung an und auf die Vernetzung mit dem Umfeld. Das HHG hat auf diesem Gebiet mittlerweile ein Qualitätsleitbild entwickelt. Und dahinter, so Jürgen Stolle, steht das gesamte Gymnasium.
Von Hans-Jürgen Hölle