Calw. „Bon jour“, sagte Thomas Seifert und nicht guten Tag. Schließlich begrüßte der Fachbereichsleiter Bildung bei der Calwer Stadtverwaltung gestern Vormittag im Haus Schüz 40 Gastschüler aus dem bretonischen Malestroit.
„Bon jour“ bedeutet ja aber nicht anderes als „guten Tag“. Bei seiner weiteren Ansprache ließ sich Seifert dann gerne von Annyvonne Corouge helfen, die das, was er sonst vorbrachte, ins Französische übersetzte. Auch, dass Seifert die „liebe Frau Corouge“ ganz besonders willkommen hieß. Mit gutem Grund: Seit nunmehr 34 Jahren besteht der Schüleraustausch zwischen Calw und Malestroit. Und seit 26 Jahren fördert die Pädagogin Corouge aktiv diese Begegnungen.
Aufgrund ihrer „Liebe“ zu Deutschland, insbesondere zu Calw oder zur deutschen Sprache, so Seifert, trage sie ganz wesentlich zum Dialog zwischen den beiden Ländern und Kulturen bei. Hierfür gebühre ihr der herzliche Dank der Stadt Calw.
Ursprünglich fand der Austausch nur mit der Calwer Realschule statt. Um mehr Schüler auf die Fahrt nach Frankreich schicken zu können, begann Mitte der 1990er-Jahre die Zusammenarbeit mit dem Hermann Hesse-Gymnasium (HHG). Und an diesen beiden Schulen werden die Gäste aus Frankreich zeitweise am Unterricht teilnehmen.
Vor allem aber sollen sie – bei Ausflügen und anderen Unternehmungen – hier Land und Leute kennenlernen. Damit, wie Thomas Seifert es ausdrückte, Calw und das kleine, malerische Städtchen Malestroit in der Bretagne noch mehr zusammenwachsen.
Weil: In einer Zeit, in der in Europa – siehe Ukraine – plötzlich wieder von Krieg die Rede sei, brauche es junge und natürlich auch ältere Menschen, die sich für den Austausch zwischen den Kulturen und den Nationen aktiv einsetzen – und zwar nicht nur, indem man Länder als Tourist bereist, so Seifert. Auch dieser jährliche Austausch trage schon seit vielen Jahren dazu bei, dass zwischen Deutschland und Frankreich keine Sprachlosigkeit herrscht.
Der Vertreter der Stadt erinnerte im Hermann-Hesse-Museum selbstverständlich auch an dessen Namensgeber. Dieser habe stets das weltoffene und friedvolle Deutschland verkörpert. Und durch seine Literatur habe er ganz wesentlich zur Wertschätzung der deutschen Sprache auch in Frankreich beigetragen.
Den Gästen wünschte Seifert viele schöne Begegnungen, interessante Momente sowie Erfahrungen. Und er empfahl ihnen, bei den gleichaltrigen deutschen Freunden nachzufragen, wie sie hier leben was deren Alltag auszeichnet, wie sie denken, was hier gegessen wird – und, warum Deutschland so weltmeisterlich gut Fußball spielt. Letzteres sorgte natürlich für Heiterkeit.
Von Hans-Jürgen Hölle